top of page
S (1).png

WITH AND WITHOUT KIDS

Die Illusion der Sehnsucht: Wie wir uns an Wörtern festhalten

Als Kind hatte ich eine ältere Halbschwester. Die wenigen Male, die sie in meiner Kindheit da war, waren für mich wie ein Lottogewinn. Insbesondere ein Sommer, als ich 12 war, hat sich tief in mein Herz gebrannt.

Sie hat sich gekümmert, mir zugehört und mich gesehen. Alles Dinge, die mir damals fehlten. Ich war bedürftig und saugte diese Aufmerksamkeit auf. Doch als sie ging, blieb eine Leere, die ich mit einer einzigen Hoffnung füllte:

"Das Wort Schwester bedeutet Liebe. Jemanden so sehr zu vermissen, das muss Liebe sein."

Ich habe meine ganze Kindheit und einen Großteil meines Erwachsenenlebens an dieser Vorstellung festgehalten. Diese Person war meine Heldin, ein leuchtendes Beispiel für Stärke und Mut. Ich dachte: Wenn ich nur so stark werde wie sie, dann bin ich liebenswert, dann werde ich geliebt.

Aber das ist keine Liebe, es ist ein Konstrukt. Es ist der Versuch eines bedürftigen Kindes, eine Verbindung zu erzwingen, wo die gemeinsamen Erfahrungen fehlten.


ree

Liebe wächst: Warum Biologie nicht ausreicht

Heute, als Erwachsene und Mutter, sehe ich das klarer. Liebe entsteht nicht, nur weil ein Wort ausgesprochen wird.

Ich habe meine Kinder im Bauch getragen. Die Liebe ist dort nicht einfach da, nur weil man Mutter ist. Sie wächst mit jedem Tritt, jeder Bewegung, jeder gemeinsamen Anstrengung der Geburt. Mutter und Kind wachsen zusammen – und das schafft die Verbindung.

Bei Geschwistern, bei Eltern, bei Partnern ist es dasselbe: Wahre, tiefe Liebe wächst durch gemeinsame Erlebnisse, durch die geteilte Zeit, durch das Miteinander-Verbunden-Sein im Alltag.

Wo diese Zeit und das gemeinsame Wachsen fehlen, kann keine tiefe, bedingungslose Liebe entstehen – nur eine freundliche Zuneigung, ein Wunsch oder eine Illusion. Das zu erkennen, ist schmerzhaft, aber befreiend.



Der mutige Akt der Selbstfürsorge: Die Grenze ziehen

Der schmerzhafteste Teil kam, als ich meine eigene Schwester fragte: Was liebst du eigentlich an mir? Die Antwort ist irrelevant. Wichtig war die Erkenntnis: Sie kann mich gar nicht lieben, weil sie mich nicht kennt. Sie liebt die Vorstellung von einer Schwester, die sie selbst nie hatte, oder die Erinnerung an das kleine, bedürftige Mädchen von damals.

Für mich wurde klar: Ich kann nicht weitermachen und an dieser Illusion festhalten. Das ist keine Liebe, das ist eine ständige Verletzung meiner eigenen Realität.

Das ist der Moment, in dem wahre Selbstfürsorge beginnt. Es geht nicht um die Wellness-Pause, sondern um den mutigen Akt der Abgrenzung:

  1. Die Wahrheit aussprechen: Ehrlich kommunizieren, dass die Diskrepanz wehtut.

  2. Die Illusion loslassen: Akzeptieren, dass man eine bestimmte Art von Beziehung mit dieser Person nie haben wird.

  3. Raum schaffen: Eine Pause oder Distanz fordern, um die eigenen Gefühle zu sortieren und sich selbst zu schützen.



Ich habe diesen Schritt getan und um Raum gebeten. Nicht als Anklage, sondern als Akt des Schutzes und als Voraussetzung für eine neue, ehrliche Verbindung.

Bist du bereit, deine eigene Wahrheit auszusprechen?

Egal, ob es die ferne Schwester, die fordernde Freundin oder der emotional abwesende Elternteil ist: In welchen Beziehungen lebst du noch in einer Vorstellung statt in der Realität?

Die Vergangenheit muss uns nicht definieren. Wir haben die Macht, die Fäden in die Hand zu nehmen und die Bedingungen für unsere Beziehungen selbst zu bestimmen.

Wenn wir uns selbst schützen, uns ehrlich zeigen und unsere Grenzen kommunizieren, schaffen wir die Grundlage für eine wahre, erwachsene Verbundenheit – oder wir finden den Mut, loszulassen.

Wenn du Unterstützung brauchst, um diese Illusionen und die Last der Kindheit loszuwerden, stehe ich dir zur Seite. Gemeinsam finden wir die Stärke, deine eigene Wahrheit auszusprechen und dich zu schützen.



Bist du bereit für deinen mutigen Schritt?

 

Kommentare


bottom of page